Weihnachtsbericht 2010

 

 

Weihnachten weltweit
24. Dezember 2010 - Weihnachten ist das Fest der Liebe. In Köddingen, wie in ganz Deutschland, wird meist schon am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, beschert.

Weltweit wird gefeiert, gesungen und gelacht. Doch: Unterschiede gibt es trotzdem.

Während im Hohen Norden Kobolde und Trolle regieren, schwitzt der Weihnachtsmann beispielsweise in Neuseeland oder Australien unter seiner Weihnachtsmütze in der Sommersonne.

 

In Estland treiben Hexen ihr Unwesen. Sie verzaubern alles, was ihnen in den Weg kommt. Und um noch mehr Schabernack treiben zu können, suchen sie Besen. Am besten schmutzige. Damit fliegt sich‘s nämlich besser. Und um das zu verhindern, wird zu Weihnachten alles sauber gemacht – vor allem natürlich die Reisigbesen, die überall herumstehen. Und wenn Haus und Hof von Hexen verschont bleiben, bekommt der Besenreiniger eine tolle Belohnung. Das motiviert vor allem auch die Kinder, fleißig mitzuhelfen. Weihnachten an sich wird am 6. Januar mit einem großen Gottesdienst gefeiert. Denn der Dreikönigstag wird auch das „Fest der Erscheinung des Herrn“ genannt. Und das ist das älteste christliche Fest, das kalendarisch festgelegt wurde. Rõõmsaid Jõulupühi!

Im Mittelpunkt der italienischen Weihnacht steht die Familie und gutes Essen. Doch die Frage „Tannenbaum oder Krippe?“ spaltet die Nation. Seit Jahren streiten sich die Südländer, was denn nun das Weihnachtszimmer am besten schmückt. Einzige Ausnahme: die Sizilianer. Bei ihnen steht die Finanzierung der Geschenke an erster Stelle. Deswegen lädt die Familie einmal pro Woche zum Weihnachtspoker.

In Italien werden die Kinder erst am 6. Januar beschenkt. Dann rutscht die hässliche, aber gute Hexe Befana durch den Kamin, um Geschenke in die Kinderschuhe zu stecken. Aber nur, wenn artige Kinder im Haus wohnen. Böse bekommen von ihr ein Stückchen Kohle. Befana saust natürlich nicht uneigennützig durch den Kamin. Denn in jedem Haus vermutet sie das neugeborene Jesuskind. Übrigens: Der Name „Befana“ stammt vom italienischen Namen des Fests der Erscheinung des Herrn – „Epifania“. Buon Natale!

In Russland wird‘s an Weihnachten wie gewohnt am kältesten: Väterchen Frost bringt am 31. Dezember die Geschenke. Und er kommt nicht allein. Schneeflocke, ein Mädchen, und Neujahr, ein Junge, helfen ihm beim Verteilen. Per Pferdeschlitten reisen sie zu dritt durch Russlands Winterlandschaft. Die orthodoxen Christen feiern das Weihnachtsfest erst am 6. Januar. Und dann nicht die Geburt Jesu, sondern die Menschwerdung Gottes. Am 11. Januar endet die Weihnachtszeit in Russland. Denn das ist der Neujahrstag des julianischen Kalenders. Pozdrevlyayu s prazdnikom Rozhdestva!

Am schnellsten schmilzt das Weihnachts-Eis in Japan. Junge, ungebundene Japaner beginnen den Weihnachtsabend traditionell mit einem Date. Die Folge: Sämtliche Stundenhotels sind ausgebucht. Deswegen heißt der Heilige Abend in Japan auch „Nacht der unmoralischen Angebote“. Vom christlichen Fest haben die Japaner nur oberflächliche und konsumtaugliche Elemente übernommen: überdimensionale Weihnachtsbäume, prächtige Lichterketten und Weihnachtslieder-Beschallung im Supermarkt. Nur für die Kinder ist auch in Japan Weihnachten wie überall auf der Welt. Am Morgen des Festtags bekommen sie von ihren Eltern tolle Geschenke. Erwachsene beschenken sich in der Regel nicht. Und auch in einem üppigem Weihnachtsmahl sehen die Japaner keinen tieferen Sinn. Wann auch? Sind doch die westlichen Feiertage in Japan ganz normale Werktage. Kurisumasu omedetō!

Zum Pflichtprogramm für norwegische Familien gehören am 24. Dezember drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Die Geschäfte schließen extra früher, damit alle Angestellten pünktlich vor dem Fernseher auf dem Sofa sitzen können. Danach wird gegessen. Traditionelles Menü: Rippchen mit Kartoffeln, Sauerkraut und Steckrüben. Sobald alle Bäuche kugelrund sind, kommen die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Ein ungeschriebenes Gesetz: Der jüngste Anwesende darf sie verteilen. Der 25. Dezember ist ein eher besinnlicher Tag in Norwegen. Aber am zweiten Weihnachtstag ist sprichwörtlich die Hölle los. Sämtliche Kinosäle sind überfüllt, und in den Bars ist jeder Hocker vergeben. Kinder verlangen als Julebukk – also Weihnachtsbock – verkleidet, Süßigkeiten. God Jul!

Weihnachten ohne traditionelle Mythologie? In Island undenkbar! Denn: Zur isländischen Weihnacht treiben Kobolde und Trolle ihren Schabernack. 13 Weihnachtstrolle, Jólasveinar genannt, gibt es auf der Insel. Und genau 13 Tage lang vor Weihnachten suchen sie die Menschen heim – jeden Tag ein anderer Weihnachtsgeselle. Ihr Ziel: möglichst viel Schabernack zu treiben und Essen zu stibitzen. Dabei hat jeder Troll seine speziellen Vorlieben. Während der eine Milch und Käse bevorzugt, ist der andere eher fleischhaltigen Speisen zugeneigt. Doch die Trolle kommen nicht allein. Ihre Mutter – die Hexe Gryla – ist auch dabei. Ihre Vorliebe: kleine, freche Kinder. Und die lässt sie von ihrer rabenschwarzen Katze einfangen. Verständlich, dass die Weihnachtszeit für die isländischen Kinder alles andere als ruhig und besinnlich ist. Gleðileg jól!

In Australien gleicht Weihnachten eher einem Sommerfest mit Karnevalsstimmung. Statt vor den Kamin zieht es die Australier an den Strand. Barbecue und Picknick mit Freunden haben Tradition. Aber auch hier darf der Weihnachtsmann natürlich nicht fehlen. Der bekleidet sich allerdings nur mit roter Badehose und Bart. Alles andere wäre eben viel zu warm. Plastik-Tannenbäume werden den echten vorgezogen. Praktisch, denn die Australier stellen Ihre Bäume schon am 15. Dezember auf. Sie nadeln ja nicht. Und der Kunstschnee hält auch viel besser. Geschenke gibt es erst am Morgen des 25. Dezember. Danach verspeisen Freunde und Verwandte gemeinsam den traditionellen Truthahn. Hört sich ziemlich westlich an, das Weihnachtsfest in Australien. Ist es auch. Nur eben mit Sonnenbrand anstatt Frostbeulen. Merry Christmas!

Die Mexikaner wandern zu Weihnachten. Vom 16. bis zum 24. Dezember widmen sie sich der Herbergssuche. Gehüllt in fantasievolle Gewänder, singen sie traditionelle Verse. Höhepunkt der bunten Umzüge zu Ehren von Maria und Josef: Nach der heiligen Messe

zerschlagen Kinder und Erwachsene Piñatas. Motto dabei: „Scherben bringen Glück“. Piñatas – das sind bunt gestaltete Figuren. Heute aus Pappmaché, früher aus Ton. Traditionell sind sie mit Früchten gefüllt, heutzutage aber meist mit Süßigkeiten. Bei Erfolg darf der Inhalt selbstverständlich genascht werden. Die Mexikaner feiern ausgelassen und oft bis in den frühen Morgen. Am 24. Dezember versammeln sich Tausende vor den Kirchen, um traditionellen Tänzen und Feuerwerken zuzusehen. Feliz Navidad!

In Griechenland wird‘s an Weihnachten ziemlich laut: Am 24. Dezember ziehen Kinder mit Trommeln durch die Straßen. Sie singen Loblieder, die Glück versprechen. Natürlich werden sie dafür belohnt: Kleine Geschenke warten an jeder Haustür. Ab Heiligabend brennt zwölf Nächte lang ein Feuer. Das schützt vor den Kalikanzaris – hinterlistigen Kobolden, die durch die Kamine zu den Menschen kommen und die Milch sauer werden lassen. Praktisch: Alles, was in dieser Zeit nicht nach Plan verläuft, wird den kleinen Kobolden in die Schuhe geschoben. Geschenke gibt‘s in Griechenland erst am 1. Januar. Dann nämlich kommt der heilige Vassilius und legt jedem Kind ein Päckchen vors Bett. Und: Einem Familienmitglied beschert dieser Tag Glück für das gesamte kommende Jahr. Nämlich demjenigen, der in seinem Stück vom traditionellen Weihnachtskuchen die versteckte Goldmünze findet. Kala Christougenna! (mh)

 

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